Eine Stadt unter permanenter Spannung, wie aufgeputscht durch eine Droge, voller Aggressivität und Energie: Europa wirkt dagegen wie auf Valium gesetzt.
Zwischen all dem High-Tech-Glanz erfüllen auch britische Beamte in ihren grauen Amtsstuben schon frühmorgens in aller Stille eine letzte patriotische Pflicht - die Queen wird entsorgt. Sie haben den Auftrag erhalten, in diesen Tagen noch vor Dienstbeginn und ohne viel Aufhebens alle Porträts der Königin abzuhängen; die bedeutenderen, die mit dem Stahlrahmen, werden nach London verschifft; die unscheinbaren auf Pappe will man "in Würde beseitigen", wie ein Verwaltungssprecher sagt.
Ein sechsteiliges Service ging an einen einheimischen chinesischen Multimillionär, für 20 Hongkong-Dollar, Mark. Ein Empire verabschiedet sich, und dabei spielen sich ähnliche Szenen ab wie bei früheren Rückzügen aus Kolonialgebieten: Bei Farewell Dinners mit Plumpudding und Pies verschenken die scheidenden Herren Plastik-Big-Bens an die einheimischen Kindermädchen.
Das schottische Dudelsack-Regiment "Black Watch" bläst die Nationalhymne und exerziert den feierlichen Schritt fürs Übergabezeremoniell.
Elitesoldaten proben das finale Einholen des Union Jack. Und doch: Diesmal ist alles ganz anders als etwa beim letzten Rückzug , als London dem afrikanischen Rhodesien Simbabwe Lebewohl sagte. Weder London noch Peking haben diesen Flüchtlingen oder ihren Nachkommen in den letzten Jahren erlaubt, ihr politisches Schicksal entscheidend mitzugestalten. Müssen die Hongkonger nun am 1. Fast beschwörend hat Deng Xiaoping, der "letzte Kaiser" in Peking, nach der Vereinbarung Chinas mit Margaret Thatcher immer wieder versichert, die Hongkonger könnten ihren Lebensstil beibehalten, nach dem Motto: "Die Pferde werden weiterrennen, die Tänzer werden sich weiterdrehen.
