Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen. Interview und Selbstversuch. Die wenigsten würden unter Traumjob das angeben, was Anandi aus Witzenhausen zu ihrem Hauptberuf machen möchte. Die Jährige ist professionelle Kuschlerin. Wir haben mit ihr gekuschelt. Ich komme mir komisch vor. Dabei sitze ich einfach nur im Schneidersitz zwischen pinken Kissen auf dem Boden und halte die Hände einer fremden Frau.
Ich versuche im gleichen Takt zu atmen wie sie und den Blickkontakt zu halten. Das ist einfacher, fühlt sich nicht so intim an. Dabei ist das erst das Aufwärmen. Von all dem habe ich noch keine Vorstellung, als ich Zuhause in den Spiegel starre. Bin ich passend angezogen? Hoffentlich hält mein Deo. Dann mache ich mir wieder klar: Das hier ist kein erstes Date. Erwartet hatte ich ein überdimensionales Gewand im Batik-Look, vor mir steht aber eine zierliche Frau in einfachen Leggins.
Kein Gramm Schminke verdeckt ihr Gesicht. Den Kuschelraum bei sich zu Hause hat sie extra für mich in Rosatönen hergerichtet — schlicht und hell, mit vielen Kissen und Matratzen. Was man zum Kuscheln noch braucht? Vor der Kuschelsession habe ich eine Vereinbarung unterschrieben, in dem die Spielregeln festgehalten sind. Kuschler und Kunde bleiben die ganze Zeit über voll bekleidet, Berührungen im Intimbereich sowie am Mund sind verboten.
Klienten werden gebeten, beim ersten Treffen auch eine Kopie ihres Personalausweises mitzubringen — aus Sicherheitsgründen. Besorgt ist Anandi aber nicht. Aber wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, kann man natürlich jederzeit absagen.
Anandi ist top vorbereitet, als sie mir im Kuschelraum zahllose Karten mit Stellungen zeigt. Irgendwann dreht sie sich zu mir um und umarmt mich so behutsam, als wäre ich zerbrechlich. Wir reden, entdecken Gemeinsamkeiten, schweigen, atmen im Takt. Zum Schluss wage ich mich an eine Position für Fortgeschrittene: die Ananas. Ich kann nicht anders, als ihre Professionalität zu bewundern, mit der sie meine Unbeholfenheit lenkt.
