Prostituierte mieten häufig Appartements in Wohngebieten - Immer mehr verlagert sich das Geschäft der käuflichen Liebe in Nürnbergs Wohngebiete. Für die Anwohner allerdings ist die Prostitution im Nachbarhaus ein Ärgernis und eine Belastung zugleich. Wohnungsprostitution gibt es in Nürnberg seit vielen Jahren. Nur wenn ein ganzes Wohnhaus mit Prostituierten bewohnt ist, kann die Stadt dagegen vorgehen.
Sindy Name von der Redaktion geändert hat nur wenig Zeit für ein Gespräch. Dazwischen muss sie sich duschen, das Bett neu beziehen und frische Dessous aus dem Schrank holen, sich hübsch machen für den nächsten Mann. Das Zimmer ist mit dem Nötigsten eingerichtet: Ein schwarzes Eisenbett mit Matratze, ein Nachttischchen daneben, darunter ein Abfalleimer für die benutzten Kondome.
Schwere dunkle Vorhänge schützen vor Nachbarsblicken. Das kleine gelbe Schild mit der Bayerischen Hygieneverordnung ist auf Kopfhöhe neben dem Bett angebracht und hebt sich deutlich von der dunkelorangen Wand ab. Seit zwei Jahren macht sie in Nürnberg Männer glücklich. Ihre Freier empfängt sie zwischen 10 und 21 Uhr. Samstag oder Sonntag hat sie frei. Andere im Haus nehmen nur 20 oder 30 Euro.
Mal zieht sie in ein anderes Viertel, mal nur einige Stockwerke höher. Sonntag ist Bettenwechsel. Abzüglich der Kosten für Waschmittel, Schminke, Kondome, Dessous und Essen bleiben ihr trotzdem noch etwa Euro — das ist dreimal mehr, als sie in Ungarn pro Monat in ihrem eigentlichen Beruf als medizinisch-technische Assistentin verdienen würde.
Rund Prostituierte arbeiten nach Schätzungen der Prostituiertenselbsthilfe und Beratungsstelle Kassandra in Nürnberg. Während des Gesprächs hält ein Kombi direkt vor dem Haus. Der Mann telefoniert, wenig später steigt er aus, klingelt an der Tür. Beischlaf im Wohnviertel ist diskret und anonym. Die Stadt ist von dieser Entwicklung nicht begeistert. Doch solange Wohnungsprostitution in einem Haus nicht überhand nimmt und sich niemand gestört fühlt, kann die Stadt nichts unternehmen.
